Victor Baron von Plessen

Victor Baron von Plessen mit Meerkatze in Bali, 1928

Victor Baron von Plessen mit Meerkatze in Bali, 1928

Die ersten Lebensjahre verbrachte Victor Baron von Plessen, geb. am 24.10.1900 auf dem Gut seiner Eltern Carl Gabriel Lehnsgraf von Scheel-Plessen (1845- 1932) aus Nehmten und dessen Cousine Louise Lehnsgräfin v. Scheel-Plessen (1882-1939) am Rande der Lübecker Bucht in Sierhagen. 

Als jüngstes von sieben Geschwistern genoß Victor die klassisch adelige Erziehung mit einer französischsprachigen Schweizer Gouvernante und einem eigens für ihn engagierten Hauslehrer.

Von 1912- 1916 besuchte er das Kaiserin Auguste Victoria Gymnasium in Plön, dann 1916-1918 das Johann Heinrich Vossgymnasium in Eutin. Als “Kriegsjahrgang” schloß er mit der “Primareife” ab. Nur wenige Monate absolvierte er seinen Militärdienst im traditionsreichen 3. Garde Ulanen Regiment zu Pferde auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam.

Die Lektüre Jack Londons und Rudyard Kiplings beeinflußten früh seine Phantasie. Sie schürten seine Sehnsucht nach einer exotisch entrückten Welt, wie er sie im tropisch von Lianen umschlungenen Gewächs- und Palmenhaus seiner Mutter in Sierhagen vorfand.

Ab 1919  studiert Victor zunächst Kunst bei Wilhelm Blanke (1873-1936) in Berlin. Es folgte ein Studium der Ornithologie und eine Ausbildung als Tierpräparator bei dem Zoologen Professor Erwin Stresemann (1889-1972), der ab 1921 Leiter der ornithologischen Sammlung des Zoologischen Museums Berlin und ab 1949 Präsident der Deutschen Ornithologie Gesellschaft war und bis heute zu den bedeutendsten Ornithologen des 20. Jahrhunderts zählt. 1924 realisierte Victor seine erste zoologische Expedition in den malaiischen Archipel im Auftrag von Professor Stresemann für das Zoologische Museum Berlin (heute Museum für Naturkunde). Auf Bali fand Victor in größerer Anzahl den seltenen weißen Star, leucopsar rothschildi und verschob somit die sog. “Wallace Linie”, eine vom britischen Zoologen Alfred Russel Wallace imaginär gezogene Grenze zwischen asiatischer und australischer Fauna um etliche Kilometer nach Westen. Mit seinem javanischen Mitarbeitern, dem erfahrenen Präparator Sario, und dem Koch Amat legt Victor eine wertvolle Sammlung der verschiedensten Spezies an, teilweise tragen sie als Zusatz den Namen “plesseni”.

1927/28 verfasste VP sein “Malaiisches Tagebuch”. Er beschreibt den Alltag der indigenen Gesellschaft, ihre kulturellen Riten und Eigenheiten, ihre Tänze. Auszüge dieses Tagebuchs veröffentlicht Victor als “Meine Reisen zu den Inseln zwischen Flores und Celebes”. Insgesamt unternahm er zwischen 1924-1938 sechs Forschungsreisen in den Malaiischen Archipel.

1932 auf Bali und 1935 auf Borneo realisierte VP als Expeditionsleiter und Co-Produzent unter der Regie von Dr. Friedrich Dalsheim zwei international erfolgreiche Kulturfilme: DIE INSEL DER DÄMONEN und DIE KOPFJÄGER VON BORNEO.

Am 1. Dezember 1934 heiratete er Marie-Izabel Freiin von Jenisch (1906-1971) in Blumendorf bei Oldesloe, Tochter des kaiserlichen Rats Dr. jur. Martin Rücker Freiherr von Jenisch und seiner Gemahlin Thyra, geb. Gräfin Grote. Dieser Ehe entsprangen zwei Töchter und ein Sohn. Ihre außergewöhnliche Hochzeitsreise führte sie zu den Kopfjägern von Borneo. Aus ihrer gemeinsamen Arbeit wie dem Aufspüren, Beobachten, Schießen, Abbalgen und Präparieren für das Zoologische Museum Berlins entsteht erneut ein ethnographisch geprägtes Reisetagebuch “Bei den Kopfjägern von Borneo”, das 1936 im arisierten Schützen Verlag in Berlin verlegt wurde.

Am 1. Dezember 1938 übernahm Victor das ihm 1928 von seiner Mutter vererbte Gut Wahlstorf, welches er 1965 seiner ältesten Tochter Dr. Victoria Baronin von Plessen überschrieb. Bis zu seinem Tod am 16. Dezember 1980 blieb Wahlstorf sein Lebensmittelpunkt, mit Ausnahmen mehrere Vortragsreisen durch Deutschland und Skandinavien.

In Wahlstorf hinterließ Victor eine Sammlung bedeutender Ost-Asiatica, darunter chinesische Celadons sowie eindrucksvolle indonesische Holzplastiken und Masken.